Es ist immer der gleiche Affentanz: Wann immer die Mannen um Eben Upton einen neuen Furz auslassen, hüpft die halbe Industrie im Takt. Nachdem die – halbjährlich erscheinenden, und dem Orange-Pi Preis-Leistungs-technisch meist unterlegenen – Prozessrechner nun bis zu einem gewissen Grad langweilig geworden sind, versuchen Upton’s Mannen nun, im Mikrocontroller- bzw. im Arduino-Bereich für Unruhe zu sorgen.

Als Mittel der Wahl haben sie dabei einen als RP2040 bezeichneten Mikrocontroller ausgesucht, der in einem um rund fünf Euro erhältlichen und als Raspberry Pi Pico bezeichneten Evaluationsboard – zumindest in der Theorie – zu haben ist. Ähnlichkeiten zum ESP 32 sind rein zufällig, dem Modul fehlen allerdings sowohl WLAN als auch Bluetooth

Die Frage, warum man diesem Chip gegenüber dem ESP 32 den Vorzug geben soll, lässt sich hervorragend diskutieren – am RP 2040 findet sich selbst nicht einmal Flash, was GD32-Controller von GigaDevice auch schon bei sehr kleinen Stückzahlen günstiger erscheinen lässt (kein externer Flash-Chip erforderlich).

Doch damit der Lustigkeit nicht genug – das Kaufen von „neu erschienenen“ Raspberry Pi-Produkten ist aufgrund künstlicher Produktverknappung seit jeher ein Problem. Der RP2040 ist dabei allerdings besonders schlimm – nicht nur dass die Preissuchmaschine OEMSecrets derzeit keinen einzigen Distributor anbietet, sind die normalerweise lieferfähigen „Ameisen-Händler“ dieses Mal ebenfalls komplett abgegrast. Zum „alleinstehenden“ Chip gibt es zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Posts sogar noch überhaupt keine Preis- oder Verfügbarkeitsinformationen.

Ein sehr interessantes Detail in diesem Zusammenhang ist, dass Upton’s Mannen dieses Mal auch Distributoren gegenüber „lustig spielen“. Der im Allgemeinen sehr zuverlässige Distributor RS versucht beispielsweise, den Autor dieses Blogposts seit mehr als zwei Wochen mit einem Board zu beliefern.

Bei dieser Kritik ist nach Meinung des Autors eine große Portion „Wahnsinn“ erforderlich, um den Raspberry Pi Pico einem STM32- oder einem GD32-Controller vorzuziehen. Angemerkt sei allerdings, dass die Raspberry Pi Foundation seit jeher ein „Naheverhältnis“ zum MicroPython-Entwicklerteam hat, und für den Raspberry Pi Pico von Haus aus umfangreiche MicroPython-Unterstützung anbietet. Es wäre durchaus vorstellbar (denken Sie an die Abenteuer von Olimex mit der Beschaffung des BCM2835 – siehe auch https://olimex.wordpress.com/2014/08/28/who-fears-from-the-competition-rpi-foundation-pressed-broadcom-to-stop-selling-bcm2835-to-competing-projects/) , dass die Entwicklung von MicroPython für „konkurrierende“ Plattformen in Zukunft etwas langsamer abläuft – wer sich allerdings damit angefreundet hat, lässt Python im Mikrocontroller-Bereich sowieso links liegen.