Möchte man ein Funkmodul mit einem integrierten Microcontroller, so führt bisher – im Allgemeinen – kein Weg am chinesischen Hersteller Espressif und seiner ESP32-Platine vorbei.

Geht es um „maximal geringe“ Kosten, so wird sich diese Situation – auf absehbare Zeit – auch nicht wirklich ändern. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen man beispielsweise auf bessere Zertifizierungen oder – sinophobe Kunden gibt es ebenfalls – auf ein nicht-chinesisches Modul setzen möchte. Im Laufe der letzten Wochen bzw. Monate sind einige derartige Kandidaten erschienen, die wir hier kurz ansprechen möchten.

Beginnen wir mit MicroChip: das US-amerikanische Unternehmen ist in den letzten Jahren wirklich unglücklich gewesen. Hatte man einst Kadetten, Studenten und Co. bereitwillig mit Samples versorgt, so wurde man erstens von der Arduino-Community „gebeisst“ und verschlief den Umstieg auf den 32 Bit-Mikrocontroller.

Der ESP 32 ist aus Sicht von MicroChip „besonders verhasst“ – als Frontalangriff auf dieses Gerät kam ein als WFI32 bezeichnetes Produkt auf den Markt. Der wichtigste Vorteil des auf einem PIC32-Controller basierenden Moduls ist – neben der sicherlich einfacheren FCC-Zertifikation – vor allem, dass man im Rahmen der Entwicklung (naturgemäß) auf MicroChips umfangreiche Kenntnisse im Bereich der analogen Signalverarbeitung zurückgreifen konnte. Der wichtigste positive Effekt davon dürfte mit Sicherheit sein, dass der WFI32 einen leistungsstarken und sehr linearen AD-Wandler mit 12 Bit Auflösung mitbringt, der die bei ESP32-Platinen oft mitgebrachten Zusatz-Analog-Peripheriegeräte unnötig macht und so zu einer geringeren Total Cost of Ownership führen kann.

Dem mit 200 MHz laufenden MIPS32-Controller stellt MicroChip 1 MB Flash Speicher zur Seite; zusätzlich gibt es 256 KByte SRAM und einen 64 Byte großen Datenpuffer. Im Bereich der Netzwerk-Kommunikation gibt es allerdings nur WLAN; Bluetooth wird nicht unterstützt. Dafür hat das Ding Unterstützung für CAN, CAN FD und USB, was bei der Integration der Platine hilfreich sein kann.

Möchte man „abseits“ von WLAN agieren, so führen die von STMicroelectronics (ehemals SGS Thomson) eingeführten STM32WB-Controller das Feld an. Mit dem STM32WB55MMG steht nun ein Modul zur Verfügung, das Antenne, Taktgeber und andere in der Praxis oft für Ärger sorgende Teile „streamlined“. Im Bereich der Protokolle unterstützt das System Bluetooth LE, ZigBee und Thread – angemerkt sei allerdings, dass die „Zertifikation“ bei der Bluetooth SIG auch bei diesem System unbedingt erforderlich ist.

Der Dokumentation weist STMicroelectronics darauf hin, dass das System von diversen Regierungsstellen bereits zertifiziert ist:

„we secured a lot more than the traditional FCC (USA) and CE (European Union) certifications. The STM32WB55MMG also received validations from TELEC and MIC (Japan), CCC (China), IC and ISED (Canada), KC (South Korea), and BSMI (Taiwan). Hence, exporting a design worldwide became a lot simpler, which further increases the return on investment.“

Im Bereich Preis ist das Modul vergleichsweise teuer. SGS Thomson ist sich dieses Problems allerdings durchaus bewusst, und schreibt in der offiziellen Ankündigung explizit, dass das System vor allem für Designs vorgesehen ist, die weniger als 50 000 Gesamt-gebaute Elemente umfassen werden und wo es vor allem auf die Kosten des Design Ins ankommt.

Dabei stellt sich dann allerdings wieder die Frage, ob eine Standortverlagerung des produzierenden Unternehmens in eine Regulationsoase nicht der bessere Weg ist – wie immer im Bereich der Elektronik gibt es Fragen über Fragen, die ich aber immer gern im privaten Gespräch oder auf meinem Instagram Account weiter erörtere …

Mehr über Tam Hanna

Der in Ungarn lebende Tam Hanna leitet die ebenda ansässige Tamoggemon Holding k.s. Dieses Unternehmen beschäftigt sich mit Consulting, Anwendungsentwicklung und dem Verfassen von Fachtexten für die IT-Industrie. Seit 2004 liegt der Schwerpunkt von Tams Tätigkeit im Bereich der Mobilcomputer. Er verfolgt die Industrie seit dem Palm IIIc und ist außerdem in diversen Magazinen und auf einigen Kongressen zu sehen. Mehr über ihn auf Instagram.